Ob mit eigenem Handicap oder in Ihrem Umfeld: Ihnen werden im ganz normalen Alltag immer mehr humanoide Roboter begegnen! Sei es in der Pflege, wo ein Roboter dem gelähmten Patienten die Nachrichten vorliest, bei Präzisionsarbeiten, die das menschliche Auge ermüden, oder bei körperlich schweren Arbeiten, die über längere Zeit Kniebeschwerden hervorrufen.
Kurz: Humanoide und andere Roboter oder auch sogenannte Exoskelette betreten die Bühne, wo wir Menschen entweder ein Handicap haben oder eines provozieren.
Das Interesse an Robotern als „Handicap-Beseitiger“ oder einfach auch als Servicesteigerer ist enorm. Auf Facebook & Co. geistern Videos von tanzenden, Salto schlagenden, auch optisch nahezu menschlichen Robotern herum. Ebenso hoch wie das positive Interesse schlagen jedoch auch die Zweifel: Humanoide Roboter im Einsatz gegen das menschliche Handicap – das geht doch nicht!
Denkste!
Schade. Denn ich bin überzeugt: Für Menschen mit Handicap und auch für ihre Angehörigen bieten neue digitale Technologien unglaubliche Chancen!
Bei einem Vortrag in Darmstadt habe ich zum Beispiel einen Mann kennengelernt, der im Rollstuhl sitzt. Er war Feuer und Flamme, bei mir einen Roboter und eine Virtual-Reality-Brille zu bestellen, um sich so einige Male in der Woche den beschwerlichen Weg ins Büro zu sparen. Obwohl er seine Kollegen wirklich gerne sieht, ist der Arbeitsweg mit seinem Handicap einfach eine Qual.
Eine tolle Möglichkeit also, die neuen Technologien sinnvoll zu nutzen und einen Teil der Arbeit in Zukunft aus dem Homeoffice heraus machen zu können. Ein Roboter könne ihn bei seinen beschwerlichen Hausarbeiten ungeheuer entlasten und ihm ganz neue Möglichkeiten geben, meinte der Mann! Die Kritik kam jedoch aus den eigenen Reihen.
Das gewälzte Handicap
„Da vereinsamst du doch völlig!“, warf der Chef des Rollifahrers ein. Und er argumentiert damit entlang der üblichen Gedankenlinie besorgter Angehöriger. Handicap und Roboter – da fehlt doch die menschliche Ansprache vollkommen. Und am Ende enthumanisiert der Robotereinsatz uns alle nur noch weiter, weil wir in der Gesellschaft noch weniger nach den Menschen mit Handicap gucken müssen …
Solche Argumentationen sind mir nur schwer verständlich. Viele Menschen ohne Handicap werden sich niemals in eine Person mit Handicap hineinversetzen können.
Anstatt also die möglichen Nachteile neuer Technologien für Menschen mit Handicap hin- und herzuwälzen, möchte ich mir etwas wünschen: Dass wir weggehen von diesem Negativdenken und uns lieber freuen, den Menschen die heute benachteiligt sind, neue Angebote machen zu können.
Ein Bierchen mit meinem Roboter
Denn diese Chancen gibt es garantiert. Zunehmend nutzt die Industrie jetzt Exoskelette – äußere Stützstrukturen, die bei harter körperlicher Arbeit die Gelenke entlasten. Das führt dazu, dass manches Handicap gar nicht erst entsteht und die Gesundheit der Menschen geschont wird. Wer weiß, vielleicht kann damit in einigen Jahren ein Mensch wie mein Freund Kolja, der heute noch im Rollstuhl sitzt, wieder aufstehen und in die nächste Bar gehen und mit mir ein Bier trinken. Auf Augenhöhe!