Was wäre eigentlich, wenn alle Autos morgen elektrisch fahren würden?

Die Mobilität betreffend, befinden wir uns aktuell in einer Übergangsphase.

Durch die Entwicklung der merklich effizienteren und auch sauberen Elektromobilität werden wir bereits in wenigen Jahren deutliche Fortschritte machen. Aber was würde passieren, wenn morgen hier in Deutschland alle Autos elektrisch unterwegs wären?

Geht das überhaupt? Haben wir überhaupt genug elektrische Energie, also Strom, für dieses Szenario?

Wenn man sich die Zahlen und Fakten näher anschaut, lautet die einzige und überraschend eindeutige Antwort auf beide Fragen: „Ja!“

Der deutsche Stromverbrauch im Jahr 2016 lag bei circa. 650 Terrawattstunden. Das sind umgerechnet 650 Milliarden kWh Strom.

Im gleichen Jahr gab es circa 44 Millionen PKWs auf den Straßen Deutschlands.

Die durchschnittliche Fahrstrecke eines PKWs in Deutschland liegt bei circa 14.000 km pro Jahr.

Ein Elektroauto benötigt im Jahresdurchschnitt circa 17 kWh pro 100 km.

Das bedeutet circa 2380 kWh Strom pro Fahrzeug pro Jahr.

Multipliziert mit den ca. 44.000.000 PKWs macht das in etwa 100 TWh zusätzlichen Bedarf.

Also sprechen wir von etwas mehr als 15% zusätzlichem Strombedarf, wenn tatsächlich morgen alle PKWs elektrisch unterwegs wären.

Es steht rund die Hälfte davon bereits zur Verfügung: rund 47 TWh wurden 2016 in Deutschland produziert, aber nicht verbraucht, und ins Ausland verkauft. Um den Rest (rund 50 TWh) schwankte der Stromverbrauch in den vergangenen 20 Jahren ohnehin. Etwa durch Wirtschaftsbooms und Rezessionen. Allein in Folge der Finanzkrise 2009 bracht der Stromverbrauch in Deutschland um gut 45 TWh gegenüber 2008 ein. Und auf über 30 Jahre soll das ein unlösbares Problem sein?

Da bei der Herstellung von Treibstoff allerdings auch enorme Mengen an Strom verbraucht werden (1,5 kwh je Liter Benzin), ist es aber in Wirklichkeit noch viel weniger. Denn es werden jährlich ca. 75 TWh Strom für die Herstellung des Treibstoffs verbraucht. Also sind es unterm Strich gerade mal ca. 25 TWh zusätzlicher Strombedarf.

Wir sprechen also schlussendlich von ca. 4 % zusätzlichem Strombedarf, der in Deutschland entstehen würde, wenn tatsächlich alle PKWs morgen elektrisch fahren würden… Eine Menge, die sich sehr schnell zusätzlich durch Solar- und Windkraftanlagen erstellen ließe; sogar noch schneller, wenn die Bundesregierung ihre aktuelle Sabotagehaltung gegenüber der Energiewende aufgeben würde.

Analog dazu würden circa 50 Millionen Tonnen an Diesel und Benzinkraftstoff samt deren Emissionen, sprich Schadstoffen, eingespart werden. Natürlich auch die daraus resultierenden Folgekosten für das Gesundheitswesen und administrative Maßnahmen zu deren Eindämmung.

Sicherlich noch ein sehr spannender Aspekt dabei:

Einer grosser Teil der Wertschöpfung bei den Benzin- und Dieselverbräuchenverbräuchen, findet im außereuropäischen Ausland statt. Für die 44 Millionen PKW`S sprechen wir über ca. 25 Milliarden Euros die unsere Volkswirtschaft jährlich an die unterschiedlichsten Diktatoren dieser Welt überweist! Bei einer Elektromobilitätsflotte und der entsprechenden Energieproduktion mit regenerativen Energien im eigenen Land, würde diese gesamte Wertschöpfung nach Deutschlandund vornehmlich in den Mittelstand verlagert.

Das würde hunderttausende zusätzliche Arbeitsplätze bedeuten….

Hallo? Politik? Aufwachen!!

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6 Kommentare. Leave new

  • Herbert Bogner
    9. August 2018 19:51

    Grüß Gott Herr Heynkes,

    danke für den informativen Artikel. Allerdings sehe ich hier andere Probleme:

    Das der bislang noch fehlenden Ladeinfrastruktur ist sicherlich lösbar. Aber was ist mit dem permanenten Verkehrsinfarkt in den Ballungszentren. Daran ändert sich ja nichts, wenn ein fossil angetriebenes Fahrzeug durch einen Stromer ersetzt wird. Und das größte Problem aus meiner Sicht ist der enorme Rohstoffbedarf für die Batteriezellen.

    Ich glaube ja, dass es einen grundsätzlichen Wandel nicht nur bei der Mobilität, sondern insgesamt in der Wirtschaft und der Gesellschaft braucht, wenn wir die Probleme auf dieser Welt lösen wollen. Ansätze dazu zeigen die ökosoziale Marktwirtschaft, die Gemeinwohlökonomie, oder auch die Postwachstumsökonomie.

    Herzliche Grüße aus dem bayerischen Oberland

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    • joergheynkes2018
      25. August 2018 8:16

      Sie haben völlig recht Herr Bogner
      Es würde überhaupt keinen Sinn machen, 46 Millionen Verbrennerfahrzeuge in Deutschland gegen 46 Millionen E-Mobile zu tauschen. Das wäre ökonomisch und ölkologischer Irrsinn! Wird auch nicht passieren. Im Zeitalter des autonomen Fahrens werden ca. 6 Millionen Schwarmmobile die gleiche Mobilitätsleistung erbringen wie heute 46 Millionen Stehzeuge!

      Antworten
  • Hallo Herr Heynkes,
    Folgende Punkte möchte ich zu Bedenken geben:

    Wieviele Parkplätze an Autobahnraststätten sollen für jeweils 4 Stunden für E-Autos reserviert werden?
    Welcher Urlauber will alle 250km für 4 Stunden pausieren?
    Wieviel Kupfer wollen wir verbrauchen, um die zusätzlichen Stromleitungen zu jedem Haushalt mit E-Autos zu verlegen?
    Woher kommt die Energie, wenn nachts Millionen E-Autos gleichzeitig aufgeladen werden und kein Wind weht?
    Was kostet eine neue Batterie, wenn der Aktionsradius des Autos nach wenigen Jahren um 30% gesunken ist?

    Das abgasfreie E-Auto hat laut einer schwedischen Studie übrigens wegen des Herstellaufwandes eine schlechte CO2 Bilanz. Details finden Sie hier.
    http://www.chip.de/artikel/E-Mobilitaet-Oekobilanz-von-Elektroautos_115720044.html

    Viele Grüße aus NRW

    Antworten
    • joergheynkes2018
      25. August 2018 8:13

      Lieber Herr Hill
      Diese „Studie“ aus Schweden wurde bereits vielfach widerlegt!
      Deshalb nur einige kurze Statements dazu:
      – Aktuell dauert eine Ladung meines E-mobils an einer heutigen Schnelladesäule mit 50KW, ca 40 min. Die neue Generation der Schnellladesäulen mit bis zu 350 KW wird schon in wenigen Jahren dazu führen, das es nur noch wenige Minuten dauert. So lange wie eine Tankfüllung mit Benzin.
      – Die Reichweiten der aktuellen E-Mobile liegt bei ca. 300 km. Die nächste Generation ab 2019 wird 450 km betragen. 2020 werden es mehr als 500 km sein. Meiner Meinung nach sollte man nach einigen hundert Kilometern, so wie heute auch, ein Häuschen machen.
      – Wir brauchen gar keine neuen Stromleitungen in die Privathäuser legen. Ein Elektroauto lädt daheim über Nacht mit 2-6 KW je Stunde. Es steht ja lange genug herum. Deshalb braucht es keine Schnellladung. Wenn Sie Kochen oder Duschen (mit Durchlauferhitzer) dann belasten Sie Ihr Stromnetz deutlich stärker!
      – Natürlich brauchen wir noch viel mehr Anlagen der Erneuerbaren Energien. Also Solar, Wind, Wasser und Biogasanlagen und viele unterschiedliche Speichersysteme. Die Preise purzeln schon deutlich. Und mit Power to Gas können wir in wenigen Jahren den größten Speicher aktivieren: Unser Gasnetz!
      – In meinem Fuhrpark befinden sich 9 Elektroautos. Die ältesten sind jetzt 6 Jahre alt. Die Akkus haben bisher nicht mehr als 6% an Speicherkapazität verloren.

      Fazit: Glauben Sie mir, es wird unfassbar viel Müll zu diesem Thema verbreitet, weil die Deutsche Automobilindustrie natürlich lieber Verbrenner verkauft. Lassen Sie sich nicht auf`s Glatteis führen!!
      LG JH

      Antworten
      • Sehr geehrter Herr Heynkes,

        ich schätze es sehr das sie mit Hausverstand zeigen wie künstlich das Thema aufgebauscht ist, allerdings wird ein Problem immer schwieriger zu lösen je detaillierter man sich damit auseinander setzt.

        In Deutschland liegt genug Kraftwerksleistung brach um den Strom zu erzeugen, allerdings sind die Leitungen in bestimmten Regionen / Städten nicht für solche Zusatzbelastungen ausgelegt.

        Ihre 4% an höher ist für den Durchschnitt korrekt, aber die abgerufene Spitzenleistung in einer Stadt zb kann und wird mit der jetzigen Infrastruktur die Leitungen zum glühen bringen.

        Zum Thema Erneuerbarer Energien, ohne einen verlässlichen und großen Energiespeicher macht es keinen Sinn weiter auf nicht Grundlastfähige Kraftwerke zu setzen. Damit erkauft sich der Deutsche dann das er Atom oder Kohlestift von seinen Nachbarländern zukaufen muss. Allgemein sind Grundlastfähige Kraftwerke nicht hochdynamisch wie sie die WKA oder PVA erzeugen können.

        Meiner Meinung nach sollte jeder Haushalt der eine PV Anlage hat einen Akku im Haus haben der min. die Spitzenstrom Erzeugung am Tag aufnehmen kann.

        Wenn hinreichend viele Haushalte dem Prinzip folgen, so wird bei gleichbleibendem Ausbau der erneuerbaren Energien der Spitzenstrom bedarf sinken.

        Vl. reizt es sie eine einfache Rechnung wieder mit Hausverstand anzustellen wie viel Energie ein durchschnittlicher Haushalt am Tag braucht wieviel die Durchschnittliche Leistungsaufnahme ist und wie groß der Akku sein müsste um für einen Tag den Strom zwischenzuspeichern.

        Beste Grüße

        Antworten
  • Hi, wenn jeder ein E Auto fahren würde, möchte ich wirklich nicht haben, dann wird das Netz überlastet. Ausserdem, reichen 300 km Reichweite nicht. Nicht jeder möchte nur in der Stadt rumjuckeln. Anstatt, die Hybridfahrzeuge weiter zu entwickeln, damit sie wenigstens im Stadtverkehr bis 60 kmh rein elektrisch fahren können und auf der Landstraße mit Kraftstoff (Batterie wird geladen), so wäre dies ein Anfang. Die Städte mit viel Verkehr werden sauberer. Was wird aus den schweren Lieferwagen. Ja die haben es nicht eilig und müssen alle 200 km anhalten und warten bis MR Akku voll ist. Lieferwagen sind natürlich schwer und verbrauchen auch mehr.

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